• Die Snowden-Show, oder: unser Leben in der Mediokratie

    by  • 3. November 2013 • Piraten • 0 Comments

    Heute lese ich diesen Artikel im Spiegel und bin sauer und nachdenklich zugleich: Asyl für Edward Snowden

    Auf einmal geht es also doch: „Asyl für Edward Snowden“, „Welcome Edward Snowden“, „Edward Snowden ist ein Held“. Über alle Alibi-Parteigrenzen hinweg auf einmal Einigkeit, das die Totalüberwachung aufhören müsse. Das es eben kein Verbrechen ist, bei unhaltbaren Zuständen zumindest der Öffentlichkeit die Wahrheit zu sagen um eine Verbesserung der Situation überhaupt erst einmal herbeiführen zu können. Und dann als Höhepunkt fährt ein Herr Ströbele, der nicht einmal in der Regierung sitzt (eigentlich – wenn wir eine ordentliche Regierung hätten – wäre so etwas die Aufgabe eines Aussenministers), in Aussenmission nach Moskau um jenen Mann zu treffen, dessen Tat bis dahin bei den meisten aus unsere Politikter-Kaste zumindest nur ein Fragezeichen hinterlassen hat.

    Bei allem Respekt für diese Tat, bei allem Wohlwollen das Edward Snowden nun (anscheinend) doch die Behandlung zukommt, die er verdient: Nämlich die eines Vorkämpfers für Meinungsfreiheit, Bürgerrechte und gegen die Unterwerfung des Bürgers durch ein autoritäres Staatswesen, das ja „nur unser Bestes“ will – vom Ausweis mit Fingerabdrücken und RFID-Chip bis zur Vorratsdatenspeicherung (das übrigens die achso freiheitsliebenden Grosskoalitions-Parteien gerade eben wieder aus dem Leichentuch wickeln wollen):

    WO WART IHR ALLE, ALS ANGELA MERKELS HANDY NOCH NICHT THEMA WAR?

    Auf einmal kommen alle aus Ihren Löchern gekrochen. Vor ein paar Wochen wurde die gesamte Causa per Ansage durch Herr Pofalla beendet. Als ob dies so einfach wäre wie wenn Papa am Sonntag nachmittag den Kindern sagt: seid mal bitte leise – jetzt kommt die Sportschau.

    Und als genau das werden wir Bürger anscheinenend im politischen Tagesbetrieb betrachtet. Als unmündige Kinder, bei denen es ja nicht so schlimm ist, wenn man mal im Tagebuch liest ob es schon eine erste Freundin/Freund gibt oder doch heimlich auf dem Schulhof geraucht wird. Wir wollen ja nur das Beste für die Kleinen. Wird aber mal der Schreibtisch der Eltern aufgebrochen ist Polen offen.

    Es muss endlich mal klar sein, das eigentlich WIR die Arbeitgeber der Regierung und aller im Mandat stehenden Politiker sind. Im Grundgesetz steht sinngemäss: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“. WIR sind diejenigen, die hier wichtig sind. Keine Frau Merkel, kein Herr Ströbele oder sonstige, die sich im Scheinwerferlicht der Medien sonnen. Wir sollten nicht dazu verdammt sein, abseits zu stehen und zuzugucken wie unsere Rechte vergewaltigt werden, während für die Leute die in der Öffentlichkeit stehen (und es geht hier meiner Meinung nach nur um die Erlangung von Öffentlichkeit) anscheinend andere Regeln gelten. Für mich jedenfalls ist jeder Bürger dieses Landes und auch überall auf der Welt, dessen Bürgerrechte mit Füssen getreten werden ein Skandal, der mir keinesfalls „wurscht“ ist. Für mich ist eine Frau Merkel, ein Herr Ströbele, ein/e Herr/Frau xy keinen Deut mehr Wert als Du oder ich.

    Aber das ist es, wozu unsere Demokratie (Herrschaft des Volkes) immer mehr verkommt anscheinend: Zu einer Herrschaft der Medien. Wer die Aufmerksamkeit dieser Medien geniesst, hat auch meistes die Macht inne. Die wackeren Streiter der Piratenpartei sehen es doch sehr deutlich: Wie der aufrechte Prediger in der Wüste standen sie da und wiederholten die Wahrheit über die Totalüberwachung. Aber wenn die Medien entscheiden, uns zu ignorieren bleiben wir eben in der Wüste und niemand hört uns rufen. Vielleicht holt uns ja Herr Ströbele aus der Wüste ab. Wer weiss….

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    Programmer, Unternehmer, Vater, Ehemann, Bajuwaro-Europäer, europäischer Föderalist, für die Republik Europa, für Bürgerrechte, Selbstbestimmtheit, Menschlichkeit. Liberal und gegen Extreme in jeder Form.

    http://kartonfabrik.org

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